Wohnen im Jahr 2042 – Zukunftsszenarien für Schleswig-Holstein

Wie werden die Menschen in Schleswig-Holstein im Jahr 2042 wohnen?

Die aktuelle Studie „Wohnwelten Schleswig-Holstein 2042 – Gesamtreport“ der Gesellschaft für Energie und Klimaschutz Schleswig-Holstein GmbH (EKSH) liefert spannende Einblicke in die Zukunft des Wohnens. Der Bericht beschreibt drei mögliche Szenarien, die auf umfassenden Analysen gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und technologischer Entwicklungen beruhen. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Zukunft des Wohnens durch eine Kombination aus technologischen Innovationen, gesellschaftlichem Wandel und politischen Rahmenbedingungen geprägt sein wird.

Die Studie skizziert drei mögliche Entwicklungspfade für die Wohnlandschaft Schleswig-Holsteins:

  1. Morgen verdichtet Wohnen – Die Stadt der kurzen Wege

In diesem Szenario wird Schleswig-Holstein zu einem Zentrum der Industrie und Innovation. Dank der Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien ziehen Industrieunternehmen und Fachkräfte aus Deutschland und dem Ausland in die Region. Dies führt zu einer erhöhten Wohnraumnachfrage, die vor allem durch Nachverdichtung gedeckt werden soll. Städte setzen auf eine Mischung aus sozialem Wohnungsbau, neuen genossenschaftlichen Wohnmodellen und modernen Bauweisen wie modularem Bauen und 3D-Druck.

Die Bauwirtschaft wird durch digitale Zwillinge, automatisierte Planungsprozesse und KI-gestützte Robotik effizienter. Die Nachverdichtung wird durch politische Vorgaben gefördert, um den Flächenverbrauch zu reduzieren. Autoverkehr wird zurückgedrängt – Städte setzen auf autofreie Innenstädte und den Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Gleichzeitig entstehen neue soziale Herausforderungen, da die wachsende kulturelle Vielfalt durch die hohe Zuwanderung auch Konfliktpotenziale mit sich bringt.

Ein besonderes Merkmal dieses Szenarios ist die Nutzung nachhaltiger Baumaterialien wie Myzelien und Algen. Zudem wird das Konzept der „Public-Private-People-Partnership“ (4P) umgesetzt, um Bürgerinnen und Bürger stärker in die Stadtentwicklung einzubinden.

  1. Morgen einfach Wohnen – Gemeinschaft und Eigenleistung

In diesem Szenario liegt der Fokus auf der Rückbesinnung auf einfache Lebensformen und gemeinschaftliches Wohnen. Durch den demografischen Wandel und eine alternde Bevölkerung gewinnen gemeinschaftliche Wohnformen und Mehrgenerationenprojekte an Bedeutung. Wohnbauprojekte werden oft in Eigenleistung oder durch genossenschaftliche Modelle realisiert.

Die Bevölkerung organisiert sich stärker auf lokaler Ebene, wobei Nachbarschaftshilfe und Selbstorganisation eine große Rolle spielen. Die Baubranche konzentriert sich auf kostengünstige, ressourcenschonende Bauweisen, oft unter Verwendung von Recyclingmaterialien und biobasierten Baustoffen.

Infrastrukturen und Wohnformen sind so gestaltet, dass Menschen in allen Lebensphasen ein stabiles Umfeld haben. Gemeinschaftliches Bauen und Wohnen, etwa in Form von Baugenossenschaften und Wohnkooperativen, werden politisch gefördert. Die Menschen wohnen auf kleineren Flächen, aber die Qualität der Gemeinschaftsräume und die Nähe zu lokalen Versorgungsstrukturen steigt.

Da Arbeitskräfte knapp werden, übernehmen die Menschen zunehmend Eigenleistungen bei Bau- und Instandhaltungsarbeiten. Technologischer Fortschritt spielt in diesem Szenario eine untergeordnete Rolle – einfache Lösungen und funktionale Gebäude stehen im Vordergrund.

  1. Morgen hyperflexibel Wohnen – Die Zukunft ist mobil

Das dritte Szenario beschreibt eine Welt, in der Flexibilität und Mobilität im Vordergrund stehen. Schleswig-Holstein wird zu einem Anziehungspunkt für digitale Nomaden und Fachkräfte aus der ganzen Welt. Die steigende Bedeutung von Remote Work und neuen Arbeitsformen ermöglicht es den Menschen, ihren Wohnort flexibel zu wählen.

Temporäre und saisonale Wohnformen prägen die Wohnlandschaft. In beliebten Küstenregionen steigen die Mietpreise aufgrund der hohen touristischen Nachfrage. Gleichzeitig entstehen innovative Wohnkonzepte wie „Co-Living-Spaces“ und mobile Wohneinheiten, die schnell an neue Bedürfnisse angepasst werden können.

Smart Homes mit vernetzter Infrastruktur und intelligenter Energieversorgung gehören zum Standard. Der Zugang zu Wohnraum erfolgt oft über flexible Mietmodelle, bei denen Wohnraum als „Service“ verstanden wird – die Menschen bezahlen nur für die tatsächliche Nutzung der Wohnfläche.

Ein zentraler Faktor in diesem Szenario ist die Verknüpfung von Wohnen und Arbeiten. Gebäude sind so konzipiert, dass sie sich innerhalb weniger Stunden von Wohn- in Arbeitsräume umwandeln lassen. Technologische Innovationen wie 3D-Druck und modulare Bauweisen ermöglichen eine schnelle Anpassung an veränderte Anforderungen.

 

Herausforderungen und Treiber der Wohnentwicklung

Die Studie hebt mehrere zentrale Faktoren hervor, die die Wohnentwicklung bis 2042 beeinflussen werden:

  • Demografischer Wandel: Die alternde Gesellschaft wird zu einem Anstieg der Nachfrage nach barrierefreiem und altersgerechtem Wohnraum führen. Gleichzeitig wird Zuwanderung aus dem In- und Ausland die Bevölkerungsstruktur verändern und neue Anforderungen an die Wohnformen stellen.
  • Technologischer Fortschritt: 3D-Druck, modulares Bauen und KI-gestützte Planungssysteme werden die Bauwirtschaft effizienter machen. Digitale Zwillinge ermöglichen es, Bauprojekte in Echtzeit zu simulieren und zu optimieren.
  • Klimaschutz und Zirkularität: Klimaneutrale Bauweisen, der Einsatz von biobasierten Baustoffen (z.B. aus Algen oder Myzelien) und die Wiederverwertung von Baumaterialien werden an Bedeutung gewinnen. Die Bauwirtschaft muss sich zunehmend auf Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Ressourcennutzung ausrichten.
  • Politische Rahmenbedingungen: Politische Förderprogramme für sozialen Wohnungsbau, energetische Sanierung und nachhaltige Wohnformen werden die Marktentwicklung steuern. Gleichzeitig könnten stärkere Eingriffe in die Flächenpolitik erforderlich sein, um eine weitere Zersiedelung zu verhindern.
  • Soziale Integration und Partizipation: Durch die zunehmende Migration wird die soziale Durchmischung wachsen. Die Herausforderung wird darin bestehen, Konflikte zu vermeiden und gleichzeitig die gesellschaftliche Teilhabe aller Gruppen zu fördern.

 

Strategien für die Wohnlandschaft der Zukunft

Die Studie macht deutlich, dass die Zukunft des Wohnens von einem Balanceakt zwischen Nachhaltigkeit, sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftlicher Effizienz abhängen wird. Die Politik wird eine aktive Rolle übernehmen müssen, um Anreize für klimafreundlichen Wohnungsbau und sozialen Wohnraum zu schaffen. Gleichzeitig wird die Bauwirtschaft gefordert sein, innovative Lösungen für den steigenden Wohnraumbedarf zu liefern – von der Nachverdichtung bis zur Entwicklung neuer, flexibler Wohnmodelle.

Die zunehmende Bedeutung von Kreislaufwirtschaft und nachhaltigen Materialien eröffnet der Bauwirtschaft neue Chancen, erfordert aber auch ein Umdenken bei der Planung und Umsetzung von Bauprojekten. Die Bauweise der Zukunft wird ressourcenschonend, energieeffizient und flexibel sein – und dabei dennoch den sozialen Zusammenhalt stärken.

 

Diskussion auf der CONBAU Nord

Diese spannenden Zukunftsszenarien werden auch ein zentrales Thema auf der CONBAU Nord sein. Die Frage, wie die Bauwirtschaft auf die Herausforderungen des Klimawandels, des technologischen Wandels und des demografischen Wandels reagieren kann, wird dort mit führenden Experten diskutiert. Wer sich mit den Zukunftsfragen des Wohnens beschäftigen möchte, sollte die Gelegenheit nutzen, an dieser wichtigen Veranstaltung teilzunehmen.

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