Jörg Bierbass: „Transformation braucht den Dialog, gezielte Förderung und gesellschaftliche Verankerung.“

Jörg Bierbass

Herr Bierbass, die IB.SH ist Mitinitiatorin der CONBAU Nord und Sie gestalten als Teil des Planungsteams die Inhalte des Baukongresses intensiv mit. Warum ist die Beteiligung der IB.SH an diesem Kongress aus Ihrer Sicht wichtig?

Die CONBAU Nord bringt genau die Akteurinnen und Akteure an einen Tisch, die es für die Transformation im Wohnungsbau braucht: Wohnungswirtschaft, Planende, Politik, Bauwirtschaft, Kreditinstitute, Wissenschaft und Verwaltung. Als Förderbank des Landes Schleswig-Holstein passt es zu unserem Auftrag, solche Kongresse und Veranstaltungen aktiv mitzugestalten. Die IB.SH unterstützt die CONBAU Nord, weil sie den Dialog über Fachgrenzen hinweg ermöglicht und dabei auf den Austausch und den Ausgleich bei zentralen Herausforderungen setzt: Wie finanzieren wir den Wandel? Wie schaffen wir Akzeptanz? Wie bleibt bezahlbarer Wohnraum realisierbar?

Welche Rolle spielt die Wohnraumförderung in diesem Wandel?

Die Wohnraumförderung spielt hier eine ganz entscheidende Rolle. Es kann nur mit gezielter Förderung gelingen, die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen und zugleich sozialen Wohnraum zu sichern. Förderung muss zielgerichtet, technologieoffen und praktikabel sein. Idealerweise greifen Bundes- und Landesförderung in ihrer Systematik ineinander.

Was ist der Beitrag der IB.SH?

Wir begleiten Bauherren, Investoren und Kommunen bei der Umsetzung von Wohnungsbau- und Sanierungsprojekten. Dabei bringen wir unsere praktische Erfahrung bei der Beratung und Förderung ein - wie auch strategische Perspektiven für eine dauerhaft zukunftsfähige Ausgestaltung der Förderung. Die CONBAU Nord ist dabei für uns eine wichtige Plattform.

Das zentrale Ziel ist ein klimaneutraler Gebäudebestand. Was bedeutet das für die Förderpraxis?

Ein klimaneutraler Bestand setzt eine konsequente Umstellung auf treibhausgasfreie Energieträger voraus. Gleichzeitig gilt es, Gebäude auf Niedertemperaturfähigkeit zu ertüchtigen und Photovoltaik, Speicherlösungen und intelligentes Energiemanagement zu fördern. All das erfordert über Investitionen hinaus auch ein dauerhaftes Monitoring, damit das Potenzial im Betrieb ausgeschöpft wird. Es ist daher sinnvoll, wenn Förderung auch auf Betriebsoptimierung und Nutzerintegration setzt. Die Fokussierung auf die Reduzierung von CO2-Emissionen ist ein Ansatz, den wir in Schleswig-Holstein bereits seit einigen Jahren verfolgen und der nun auch auf Bundesebene anstelle von Effizienzhausstandards Akzeptanz findet.

Die CONBAU Nord greift diese Themen gezielt auf. Welche Formate finden Sie besonders relevant?

An der CONBAU überzeugt besonders, dass alle Formate geeignet sind, um gesellschaftliche Akzeptanz für Transformation zu schaffen. Über die weit angelegte Beteiligung von Akteurinnen und Akteuren aus Bauwirtschaft, Politik, Wissenschaft und Finanzierung finden im Austausch sehr viele Positionen Gehör. Akzeptanz ist der Schlüssel zum Erfolg – ohne sie werden wir auf technische Lösungen allein nicht bauen können. Deshalb ist es auch so wertvoll, dass die CONBAU Nord der Kommunikation, der Psychologie des Wandels und dem gegenseitigen Verständnis einen eigenen Raum gibt.

Sie gestalten gemeinsam mit weiteren Partnern auch die erste Session am zweiten Kongresstag. Worum geht es dort?

Die Session trägt den Titel "Transformation ermöglichen – Strategische Ansätze für Förderung und Akzeptanz". Es spricht für die CONBAU Nord, dass wir dafür viele hochkarätige Referentinnen und Referenten gewonnen haben, unter anderem Thomas Losse-Müller und Frederik Digulla von der Stiftung Denkfabrik Klimaneutralität gGmbH sowie Dr. Philipp Tilleßen von der KfW. Gemeinsam mit Professor Dietmar Walberg von der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. (ARGE) diskutiere ich, wie finanzielle und kommunikative Hebel zusammenwirken müssen, um den Wandel zu ermöglichen und gesellschaftlich zu verankern. Es ist uns besonders wichtig, die Förderprogramme einfach auszugestalten und verständlich zu kommunizieren. Damit schaffen wir eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass diese auch in der Breite der Bevölkerung angenommen werden.

Was erwarten Sie persönlich von der CONBAU Nord?

Impulse, Perspektiven und sicherlich viele gute Gespräche. Der Austausch auf Augenhöhe ist der Kern dieses Kongresses. Gerade in Zeiten des Umbruches, wie wir sie gerade erleben, ist es entscheidend, dass wir miteinander reden, voneinander lernen und gemeinsam Lösungen entwickeln. Dafür steht die CONBAU Nord – und deshalb unterstützen wir sie aus Überzeugung.

CONBAU Nord 2025

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